INSPEKTOR SVENSSON: WANNABE SVENSSON [Der neue Adventskalenderroman]

Die folgenden Ereignisse finden zwischen 19 und 20 Uhr am Vortag zum Heiligen Abend des Jahres 2009 nach Christi Geburt statt. Alles, was Sie lesen, ereignet sich in Koordinierter Weltzeit UTC.

23.12.2009 - 19:00 UHR

[Lukas macht einen Hausbesuch, Wannabe ersucht um Hilfe]

Charles Wannabe hatte es sich mittlerweile in der Wanne in Claudia Palmers Badezimmer gemütlich gemacht und genoß dabei sichtlich das herrlich warme Wasser mit dem Lavendelschaumbadzusatz, der nun die Mischung jener eindringlichen Duftnoten, welche sich über die letzten Stunden hinweg auf seinem Körper angesammelt hatten, recht erfolgreich zu ersetzen versuchte. Mit einem weichen Frotteelappen und einem großen Stück Kernseife rückte er zudem seiner fast unbehaarten Brust und seinem muskulösen Bauch zu Leibe und schruppte sie, was das Zeug hielt. Dabei pfiff er vergnügt die Melodie von "I Got A Feeling That Tonite's Gonna Be A Good Nite" von den Black Eyed Pees vor sich her. Claudia hatte derweil all seine zerschlissenen Sachen in ihrem sicher verschließbaren Abfalleimer zwischengelagert und anschließend in diesem hinunter in den Hof getragen, wo sie den Eimer mit zugehaltener Nase - aus Ermangelung eines speziellen Sondermüllcontainers - in die Mülltonne für den Restmüll entleerte. Zu ihrer Erleichterung nahm sie dabei wahr, daß die Jungs von der eigens für die Tage rund ums Fest eingerichteten Spätschicht der Londoner Müllabfuhr im selbem Moment vor dem Nachbarblock vorfuhren, um dort den Abfall abzuholen. So begab sie sich hüpfend auf den Weg zurück 3 Treppen höher in ihre Wohnung, den gleichen Ohrwurm wie ihr unbeschwert badender Gast auf den Lippen.

Weder zum Pfeifen noch zum Singen war derweil Henry Fist zumute, der unter fast unerträglichen Schmerzen nur langsam wieder zu sich kam. Seine Augen öffneten sich einen Spalt breit, wobei er im düsteren Rotlicht zunächst neben seinem entblößten, von zahllosen Kratz- und Bißspuren reich übersäten, aus sämtlichen Poren blutenden Körper nur noch die dreckige Matraze wahrnahm, auf der er leise stöhnend lag. Erst nach und nach erschloß sich ihm auch deren unmittelbare Umgebung, in der es von leeren und halbleeren Pizzaverpackungen mit schimmligen, stinkenden Mafiatorteresten nur so wimmelte, ebenso wie von unzähligen Kakerlaken und ein paar häßlichen Ratten, die sich - völlig unbeeindruckt von seiner Anwesenheit - über diese vermeintlichen Leckerbissen hermachten. Ein paar Pappbecher mit diversen übelriechenden Überbleibseln ihres einstigen schmackhaften Inhalts rundeten den ekligen Gesamteindruck des Raumes zu seinem türlosen Eingangsbereich hin ab. Durch eben jenen trat in diesem Moment die völlig nackte, starkbeharrte Gestalt Lou Cyphers breit grinsend auf den geschändeten Henry zu, und brachte sich dabei so nahe vor seinem Gesicht in Position, daß der arme Kerl seinen widerlichen, warzenübersäten Unterleib direkt vor Augen hatte. Kaum zu einer Ausweichbewegung imstande, begann Fist bei diesem Anblick zu würgen und glaubte, sich übergeben zu müssen - erst recht, als sich dieses Ekel Cypher zu ihm herunterbeugte, und ihm einen Pappbecher in die Hand drückte, der randvoll mit einer dunkelroten zähflüssigen Soße gefüllt war, die ekelerregend intensiv nach Tomate und Alkohol roch. Lou Cypher aber seufzte, während auch er einen solchen Becher an seine Lippen führte, und zischte schließlich erregt: "Ich hab uns da mal rasch zwei schöne Bloody Mary gemixt und sie exakt auf 37 Grad Celsius erwärmt. Das ist und bleibt einfach mein Lieblingsgetränk. Und es schmeckt dabei tatsächlich genau wie das Blut einer zuvor besoffen gemachten lieblichen jungen Dirne. Glaub mir, ich weiß genau, wovon ich da spreche. Die edelsten fünf Tropfen solch köstlichen Lebenssaftes hab ich übrigens hier ganz in der Nähe genießen dürfen, als ich vor geraumer Zeit schon einmal für ein paar Monate hier im heimlichen Herzen Londons verweilte. Zur Erinnerung an diese köstliche, leider längstvergangene Zeit nenne ich den Drink übrigens auch gern wahlweise Bloody Polly, Bloody Annie, Bloody Liz, Bloody Kate oder Bloody Ginger. Aber was schwelge ich hier in vergänglichen Erinnerungen?! Laß uns den denkwürdigen Augenblick unserer ersten körperlichen Vereinigung doch lieber einfach auskosten". Damit setzte er den Becher endgültig an seinem Mund an und leerte ihn in einem einzigen Zug. Er leckte sich daraufhin die spröden, rotbesprenkelten Lippen ab und sprach mit einem vorwurfsvollen Blick auf den vor ihm liegenden Henry Fist: "Aber Henry, Darling, Du trinkst ja gar nicht! Du mußt diese Köstlichkeit genießen, solang sie noch warm und frisch ist. Kalt und abgestanden klumpt sie zu schnell und wird damit quasi ungenießbar". Und etwas ungehaltener ergänzte er: "Und das werde ich auch, wenn Du nicht sofort tust, was ich sage!". Henry erhob unter unvorstellbaren Qualen seine zitternde Hand mit dem Pappbecher und führte ihn wie in Zeitlupe an seine angeschwollenen Lippen, auf denen sich - wohl dank der vorangegangenen Torturen - kleine Eiterbläschen gebildet hatten. Dann kippte er sich die warme Brühe in mehreren Anlaüfen ruckartig in den seltsam schleimig belegten Rachen. Dabei schüttelte es ihn. Das Zeug schmeckte einfach ekelerregend. Mit einem Ausdruck tiefster Abscheu schaute zu seinem Peiniger hinauf, der sichtlich zufrieden mit dem Kopf nickte. Was war das nur für ein Mensch, der da vor ihm stand? Nein, ein Mensch war das nicht! Nicht, nach all dem, was er ihm heute angetan hatte - ein Tier war das, ein wildes, unberechenbares Tier. Doch nein, mit diesem Vergleich tat er der Tierwelt Unrecht. Auch ein Tier war dieser Lou Cypher nicht, eher schon ein Untier - ein Monster, das sich, mal mehr und mal weniger geschickt, hinter einer menschenähnlichen Fassade versteckte.

Im Chefbüro des CI7 hatte derweil Tim Hackerman in einem wahren Redeschwall die ganze ihm bekannte Geschichte von eben jenem Cypher und Henry Fist sowie der zugehörigen gründlich gescheiterten Aktion von Yardchef Douglas vor dem ursprünglich aus Los Angeles stammenden CI7-Boß dargelegt und beendete nun seinen Vortrag mit einem flehenden: "Sie müssen mir das einfach glauben, Sir, auch wenn die Sache mit der atomaren Bedrohung und der zufälligen Kenntniserlangung davon gerade durch einen völlig unbekannten Stadtstreicher sicher ziemlich aus der Luft gegriffen klingen mag, aber ...". CI7-Chef Jack hielt es für an der Zeit, seinen Gast zu unterbrechen, und so räusperte er sich auffällig und sprach: "Ich glaub Ihnen ja, Timmy! Zum einen hab ich da in den letzten Jahren drüben in den Staaten schon ganz andere Dinge erlebt, die sich anfangs noch viel verrückter angehört haben. Und zum anderen gibt es da auch jemanden, der die von Ihnen vorgetragene Geschichte zu großen Teilen bereits genauso bei uns zu Protokoll gegeben hat". Er begab sich unter den verdutzten Augen Tim Hackermans wieder zu seinem Schreibtisch und bat seine Sekretärin übers Telefon: "Clara, bringen Sie unseren anderen Gast doch bitte zu uns rein!". Zwei Sekunden später ging die Bürotur in Tims Rücken auf, und hinein spazierte John Wayne Powerich. Jack machte die beiden Männer miteinander bekannt, dann erklärte er: "Tja, Jungs! Ich glaube, es ist an der Zeit, daß der CI7 aktiv ins Geschehen eingreift. Ich stelle sofort unter meiner Führung ein Teams zusammen, mit dem wir uns an die Ausschöpfung sämtlicher möglichen und unmöglichen Quellen machen, die uns brauchbare Hinweise auf den Unterschlupf jenes verdammten Dreckskerls Cypher bringen könnten. Ich denke da vor allem die an Sichtung von sämtlichen vorhandenen Verkehrsüberwachungsvideos im gesamten Stadtgebiet. Da sollten wir auf alle Fälle die Technikabteilung des Yard involvieren, die sicher eh schon eifrig in diese Richtung ermittelt. Außerdem zapfen wir sämtliche unserer, in der Londoner Unterwelt eingeschleusten Undercoveragents an und lassen sie sich mal ein wenig umhören. Irgendwo muß es doch eine heiße Spur geben, die zu diesem Cypher führt. Und wenn die Herren mich jetzt kurz entschuldigen würden, dann telefonier ich rasch mit einer sehr guten Freundin in Übersee und schalte sie mit in die Ermittlungen ein. Wenn es irgendwo im Netz versteckt einen Hinweis auf diesen Lou Cypher gibt, dann wird sie ihn finden. Das verspreche ich Ihnen!". Damit schüttelte er seinen beiden Besuchern die Hände und geleitete sie noch bis zur Tür, die er anschließend hinter ihnen wieder schloß, und begab sich dann zurück an seinen Schreibtisch. Er wählte die "7", um aus dem CI7-internen Netz nach draußen zu gelangen, dann die internationale Vorwahl Kalifoniens und anschließend eine längere Ziffernfolge. Eine Weile drang über den Telefonhörer nur ein Knacken und das Freizeichen an sein Ohr, dann aber meldete sich eine leicht verschlafene Frauenstimme: "Hallo, Sie wünschen?!". Jack aber schmunzelte nur und antwortete dann: "Na zuerst einmal wünsch ich Dir einen Guten Morgen, Du Langschläfer! Es ist schließlich bei euch schon nach zehn!". Ein recht langanhaltendes, ohrenbetäubendes Schlürfen war zu vernehmen, bei dem sich Jack gezwungen sah, den Hörer ein wenig auf Abstand zu halten. Erst als es langsam wieder versiegte, getraute er sich diese Maßnahme zur Schonung seines Trommelfells wieder rückgängig zu machen, und hörte dabei ein mäßig überraschtes: "Jack, Du?! Sorry, aber ich hab da grad noch rasch an meiner Latte gesaugt. Du weißt doch, daß ich dieses Milchkaffeezeugs immer mit einem Strohhalm zu trinken pflege, oder?! Ach, nicht so wichtig! Also ich hab Dir ja so einiges zu erzählen! Vor allem aber soll ich Dir ganz liebe Grüße bestellen von Kim und von ...". Jacks Blick streifte das golden umrahmte Foto seiner Tochter auf seinem Schreibtisch. Er unterbrach seine Gesprächspartnerin an dieser Stelle äußerst ungern, aber wenn er die im Raum stehende Gefahr - die sie schließlich ja alle betraf - abwenden wollte, dann duldete das einfach keinen Aufschub. Und so räusperte er sich und sprach in dienstlich klingendem Tonfall: "Hör zu, ich brauch mal wieder Deine Hilfe, Chloe ...".

Hilfe hatte auch der gute Charles nötig. War er mit dem ausgiebigen Säubern seines Körpers noch ganz allein klargekommen, so griff seine Hand bei der Suche nach einem Handtuch nun ins Leere. Auch seinen sich daraufhin im ganzen Bad nervös umschauenden Augen war bei diesem Unterfangen kein Erfolg beschieden. Und so blieb ihm letztendlich nichts übrig, als seine Stimme sanft zu erheben, wobei er ausrief: "Claudia, entschuldige bitte, aber ich hab hier gar drin nichts zum Abtrocknen! Ach, und dann noch eine Frage: Sind eigentlich meine Sachen schon fertig gewaschen und getrocknet?". Claudia erschrak. Oh je, die Sachen! Sie hatte ja gar nicht daran gedacht, daß sie Charles für die weggeworfenen Klamotten keinerlei Austauschkleidung anzubieten hatte. In ihrem Schrank hingen doch nur Frauensachen, mit denen Wannabe bestenfalls als Charlies Tante durchgehen würde. Handtücher hingegen hatte sie mehr als genug in ihrer Kommode. Und so beschloß sie, über die Wäschefrage später nachzudenken und ihrem Gast erstmal ein flauschiges Handtuch zu überbringen. Sichtlich nervös betrat sie schon wenige Momente später mit einem großen Frotteeduschtuch überm Arm das Badezimmer. Angestrengt bemühte sie sich, dabei die Augen geschlossen zu lassen, um so Charles Wannabes Recht auf Intimsphäre zu wahren, auch wenn ihr das sichtlich schwer fiel. Erst als beim langsamen Vortasten ihr Schienbein an der Klobrille anschlug, konnte sie leider nicht mehr umhin, auch ihre Augen aufzuschlagen und einen kurzen Blick zu riskieren. Der galt dann allerdings weniger ihrem schmerzenden Bein, als vielmehr dem im Adamskostüm vor ihr hockenden Charlie. Ihre Augen wanderten langsam von seinem überraschten Gesicht an seinem atemberaubend gutgebauten Oberkörper herab, bis hin zu der Stelle, wo selbiger ins schaumbedeckte Wasser eintauchte. In diesem Augenblick ertappte sie sich selbst dabei, wie sie dachte: 'Mist, hätte ich doch vorhin nur ein kleinbißchen weniger von dem Schaumbad in die Wanne gekippt, dann könnte ich jetzt im klaren Wasser sogar seinen ...'. Weiter erlaubte sie selbst ihren Gedanken nicht zu gehen! Stattdessen warf sie leicht errötend nur noch rasch das Handtuch über den Wannenrand und verließ dann hinkend fluchtartig das Bad, wobei sie mit dem zweiten Schienbein nun auch noch an der Klobrille anstieß. Charles aber stand, sobald Claudia verschwunden war, schmunzelnd aus der Wanne hoch und trocknete seinen Körper in aller Eile mit dem Handtuch ab, das er sich anschließend um die schlanke Hüfte warf, und trat dann aus dem Bad in den Flur. Dort war - wie auch in allen anderen Räumen der Wohnung - von Claudia keine Spur. Nur die Wohnungstür stand sperrangelweit offen und im Treppenhaus hörte man ein paar sich rasch entfernende, humpelnde Schritte in Hackenschuhen.

Auch am Eaton Place stand eine Tür weit offen. Es war die Haustür von Nummer 165, durch die Alfred Robber gerade Lukas Svensson ins Haus bat und ihm dort seinen Regenmantel abnahm, den er sogleich an den Haken der Flurgarderobe hängte. Der junge Pfleger hielt daraufhin den Zeigefinger der rechten Hand bedeutungsvoll vor seinen Mund und flüsterte: "Bitte leise, und wenn es geht auch nur ganz kurz, Mister Svensson! Herr Butler ist oben gerade erst eingeschlafen, nachdem ihm Doktor Riverside etwas zur Beruhigung und gegen die Zitterkrämpfe gegeben hat. Ich muß gleich wieder nach ihm sehen!". Lukas nickte und raunte: "Schon gut, ich beeil mich! Ich hab da eigentlich auch nur noch eine einzige Frage: Sagt Ihnen der Name Lilly vielleicht etwas? Es handelt sich dabei um ein kleines Mädchen im Rollstuhl, das öfter bei der verschwundenen Paulusfigur gesehen wurde". Alfred Robber war sichtlich überrascht von dieser Frage: "Ja, natürlich! Dieses Mädchen Lilly ist Sir Hudson Butlers Tochter. Die Mutter der Kleinen, von der Mister Butler seit etwa 8 Jahren in Scheidung lebt, hat ihrer Tochter jeden Umgang mit ihrem leiblichen Vater strengstens untersagt. Ich nehme an, die Kleine hat irgendwie erfahren, daß der Paulus von ihrem Vater erschaffen wurde und so über ihn eine Art Kontakt gesucht! Armes Mädchen! Ihre Mutter hat damals vor dem Scheidungsrichter angegeben, Mister Butler würde das Kind schlagen, dabei hat er die Kleine damals bei seinem ersten Zitteranfall im Fallen nur ganz versehentlich gestreift. Aber der Richter glaubte eben der erbosten Mutter mehr als Mister Butler. Naja, ich weiß ja selbst nur allzugut, wie das ist, wenn man zu Unrecht beschuldigt wird. Nachdem ich einmal eine Jugendsünde begangen hatte, indem ich mich von einem entfernten Cousin zu einem Kunstraub überreden ließ, hab ich meine Strafe reumütig abgesessen und dachte, die Sache sei damit aus der Welt. Aber die Gesellschaft hat einen, einmal auf die schiefe Bahn geratenen Menschen ja immer wieder auf dem Kieker. Und als die von mir privat gepflegte, unter schweren Depressionen leidende Misses Monroe sich dann eines Tages mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben nahm, da wollte man unbedingt mir die Sache anhängen. Zu meinem Glück konnte mir meine Lebensgefährtin Marilyn ein Alibi für die Zeit geben, sonst wäre ich vermutlich völlig unschuldig wieder in den Knast gewandert". Traurig senkte er für eine Sekunde sein Haupt, dann erhob er es langsam wieder und sprach zu Lukas Svensson: "Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, Sir?! Ich muß wieder rauf zu Mister Butler. Ich mach mir einfach zuviel Sorgen, daß ihm etwas zustoßen könnte". Er half Svensson noch rasch in seinen Mantel und begleitete ihn dann zur Tür, wo er ihn mit den Worten verabschiedete: "Wo Lilly und ihre Mutter jetzt leben, ist mir leider unbekannt, ebenso wie Mister Butler. Aber vielleicht können Ihnen da ja die Behörden weiterhelfen, wenn auch sicher nicht mehr vor Weihnachten! Auf Wiedersehen, Sir! Und gesegnete Feiertage! Auch für Ihren Partner Mister Wannabe. Wenn Sie dem übrigens noch ausrichten könnten, daß ich keineswegs homosexuell bin?! Vielleicht besucht er mich ja dann noch einmal auf ein gemütliches Täschen Tee. Er erinnert mich nämlich sehr an meinen großen Bruder, der leider viel zu früh an Leukämie sterben mußte und wegen dem ich mich nach meinem Gefängnisaufenthalt auch für diesen Beruf entschied. Guten Abend, Sir!". Lukas drückte dem jungen Mann ein letztes Mal die Hand und trat dann nach draußen, wo inzwischen kein neuer Schnee mehr fiel. Nachdenklich machte er sich auf den Weg zur nahegelegenen Ubahnstation, von der aus er sich direkt wieder zurück in die Baker Street befördern zu lassen gedachte.

In der Palmerschen Zweiraumwohnung tauchte im selben Augenblick Hausherrin Claudia wieder auf und stand nun mit weitaufgerissenen, leuchtenden Augen und völlig außer Atem vor dem handtuchumwickelten Charles Wannabe, dessen stellenweise noch feuchter Astralleib in zunehmendem Maße ihren Laminatfußboden volltropfte. An der entstehenden Pfütze aber saß Hund Vierbein und schlabberte mit seiner rauhen Zunge die etwas eigenartig schmeckende Wasserlache auf. Die anmutige Sekretärin nahm von dem Treiben des Vierbeiners allerdings kaum Notiz. Sie hielt stattdessen die Hände hinter dem Rücken verborgen und erklärte stoßweise: "Die Sachen ... und die Müllabfuhr .. beide schon weg! ... Aber das hier ... im Auto ... von Sir Lukas ... noch liegengeblieben ... vielleicht übergangsweise ... doch ganz ok, oder?!". Mit fragendem Blick schaute sie ihn reumütig an und überreichte ihm, der bislang wohl nur Bahnhof verstanden hatte, eine bunte Plastiktüte mit dem Aufdruck "Holly Day's Xmas Shop" ...

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